Vorteile der Pornografie


Gerade mit Robin auf Twitter:

Vorteile der Pornografie? Bin ich des Wahnes? Nein. Hätte Pornografie keine Vorteile, gäbe es sie schlicht nicht.

Bei den Darstellern ist es die Entlohnung. Ist Pornografie ein Job wie jeder andere? Glaube ich, die Darsteller arbeiten dort zum eigenen Lustgewinn? Nein, sicher nicht. Man gibt hier seine Intimsphäre doch sehr weit auf, ich glaube, der Job belastet die meisten Darsteller doch extrem. Es gibt einen Grund, warum man für einen Drehtag als Frau deutlich mehr bekommt, als für einen Tag am Fließband oder im Büro.

Auf der Konsumentenseite ist es Unterhaltung und natürlich auch die Hilfe zur Selbstbefriedigung.
Gesellschaftliche Vorteile?
Oliver Flesch hat da mal einen Artikel geschrieben. Ist zwar sehr extrem, aber auch bei mir ist es so, dass ich nach dem Orgasmus komplett anders ticke als davor. Ich bin natürlich jederzeit selbst verantwortlich für mein Handeln, aber der Effekt ist schon krass.
Ich stelle mal die Vermutung an, dass ich ohne Selbstbefriedigung nicht treu sein könnte. Und bei mir, als sehr visueller Mensch, gehört zur Selbstbefriedigung meist auch Pornografie. Die männliche Nachfrage nach Sex ist deutlich höher als das weibliche Angebot. Nicht bei jedem Menschen gleich, aber wenn man die Gruppen groß genug wählt, dann ist das so. Sicherlich auch durch unsere Kultur verstärkt, aber primär liegt das an der Biologie. Ergibt evolutionär ja auch einen Sinn.
Schaut man sich die Entwicklung der Vergewaltigungen in den USA an, so könnte man eine Korrelation zwischen dem extremen Rückgang der Fälle und der problemlosen Verfügbarkeit von Pornografie durch das Internet erkennen.
Eine Korrelation ist keine Kausalität, ich weiss. Aber Olivers Artikel und der bewiesene kausale Zusammenhang zwischen Armut und Eigentumsdelikten deuten zumindest stark auf eine Kausalität hin.
Nochmal, auch wenn unsere Triebe stark sind, so sind wir doch immer für unser Handeln verantwortlich und keine Vergewaltigung ist irgendwie zu rechtfertigen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Frauen die Vorteile von Pornografie nur wenig sehen können. Für die meisten Frauen ist Sex viel verfügbarer als für Männer. Für Frau ist Pornografie vielleicht noch leidlich unterhaltsam, gar anregend, aber Frau braucht diese nicht als Ersatzprogramm.
Klar, es wäre wundervoll wenn es nur Paare gäbe, die ein ähnliches Sexbedürfnis haben. Aber ich kenne kaum ein Heteropaar, das dies über Jahrzehnte schaffte. Schon gar nicht, nachdem dann Kinder hinzukamen. Für alle, die nun meinen, dann passe ich halt nicht zu meiner Frau. Liebe, Familie, Beziehung.. das ist deutlich mehr als Sex. Ebenso gibt es zwischen „Ich habe genauso oft Sex wie ich will“ und „Mein Sexualleben ist völlig unbefriedigend“ einiges an Abstufungen.

*Edit*
Robin hat u.A. obigen Tweet hier gerade verbloggt. Die meisten Aussagen finde ich durchaus unterstützenswert. Das Label Feminismus müsste nicht sein, weil ich da vieles assoziiere…. scnr, Robin 😉

21 Gedanken zu „Vorteile der Pornografie

    • war bei deinem Beitrag nicht leidlich gemeint 😉
      Wäre der Hashtag #meinequalismus würde ich wahrscheinlich alles unterschreiben

      Der Effekt, den Olli da beschreibt, den kenne ich durchaus, der befreit mich aber, anders als Olli das schreibt, nicht von meiner Verantwortung

      • Wie bei allem was spass macht, kann es zur gewohnheit werden. Wenn ich z.B. viele Pornos schaue und dauerentleert durch die Welt renne, bemühe ich mich vielleicht gar nicht mehr, einen Partner zu finden.

            • Na also. Warum macht der Feminismus also nicht auf die Gefahren von Tolkien-Lektüre aufmerksam?

              Immerhin: Videspiele haben sie ja schon als Verbrechen gegen die Menschlichkeit gelabelt, weil da Frauen mit Titten vorkommen.

          • „Kann einem bei Videospielen genau so gehen. Oder sogar bei Büchern von Tolkien.“

            Ne, die These ist ja, dass Blaue Eier einen Druck aufbauen, der mit nichts zu vergleichen ist. Es wäre dann ein fundamentaler Unterschied zwischen „Ich tu alles für einen Orgasmus“ und „Ich werde heute abend den Hobbit in einem Rutsch lesen“.

            Ich hatte bei Toms Artikel den Gedanken, dass vielleicht deshalb Feministinnen immer in Machtkategorien denken, weil eine Frau eine ganz klare sexuelle Macht über ihren Mann hat, während der Mann nichts vergleichbares seiner Frau gegenüber kennt.
            Aber wenn es für Frau elementar wichtig ist, sich diese Macht zu erhalten, dann projiziert sie dieses Machtbedürfnis natürlich leicht auf den Mann.

    • Dass Männer nach Sex – und sei es „nur“ Selbstbefriedigung – ausgeglichener sind, quasi klarer denken und sich konzentrieren können, findet man wahlweise auch bei „Soloalbum“ von Benjamin von Stuckrad-Barre oder „Cryptonomicon“ von Neal Stephenson. In dem Punkt kann man Oliver Flesch also zustimmen.

        • um das konzentrierter geht es da eigentlich nicht. auch nicht um das ausgeglichene. Es geht darum, dass man vor dem Orgasmus Gedanken hat, diese super findet, die einen direkt danach abstoßen.

          • Ich verrate dir was: Sowas haben Frauen auch.

            Aber das „konzentrierter“ stimmt einfach nicht. Jedenfalls nicht für Männer. Das ist biologisch (!) so. Nach dem Orgasmus werden bei Männern irgendwelche Hormone ausgeschüttet, die schläfrig machen, bei Frauen jedoch nicht oder irgendwelche andere oder keine Ahnung wie das war.

            • Ich glaube, der Wechsel ist da nicht so krass und abrupt wie bei Männern.
              Es geht hier wirklich nicht um eine Stimmungslage, die sich ändert, so von nervös auf entspannt oder sowas.
              Früher Selbstbefriedigung vor dem Discoabend: Komplett andere Tom unterwegs. Zeit mit Kumpels und Kumpelinen, aber keinerlei Flirtbedürfnis, geschweige denn Mut, überhaupt Flirtversuche zu starten.
              Das Erste halbe Jahr war ich alleine auf den Philippinen, das war echt eine Qual.
              Die meisten Männer sind nicht treu, weil sie keinen Sex mit anderen Frauen wollen, sondern weil sie ihre Partnerin nicht verletzen wollen. Wirst du dann noch als reicher Joe permanent angebaggert..
              Mein Tempoverschleiss war sehr hoch in der Zeit.

            • Ich habe mich zum Gefühlswechsel nach dem Orgasmus geäußert, nicht zum Sextrieb. Und diesen Gefühlswechsel haben Frauen halt auch. Sich angewidert von dem Porno abwenden, auf den man gerade noch masturbiert hat… das ist doch normal.
              Und auch bei Frauen gibt’s ne Schamkomponente, allerdings wohl anders gelagert. Frauen haben (beim Sex, nicht bei der Selbstbefriedigung) hinterher oft die Angst, zu „schlampig“ rüber gekommen zu sein, obwohl sie nur leidenschaftlich waren. Das kommt natürlich von dem Slutshaming, dem Frauen ausgesetzt sind.

            • hmm.. ich glaube wir reden ein wenig aneinander vorbei. Und weder du noch ich können wirklich sagen, dass das gleich oder ungleich ist. In meiner Erfahrung ist das ungleich, aber in köpfe guggen kann ich nicht.

            • „Sich angewidert von dem Porno abwenden, auf den man gerade noch masturbiert hat… das ist doch normal.“

              Nicht für mich. Wenn mich etwas anbiedert, masturbiere ich dazu von vornherein nicht.

  1. Jupp, volle Zustimmung.
    Ohne Porno wäre mein Leben deutlich komplizierter und unausgeglichener.

    Es ist meines Wissens unter Psychologen weit akzeptiert, dass die glücklichsten Beziehungen jene mit der Grundhaltung sind: „Ich brauche dich nicht, aber ich freue mich sehr, dass du da bist.“
    Masturbation hat wichtigen Anteil daran, dass die erste Hälfte in meiner Beziehung zutrifft.

  2. zu Pornos und Vergewaltigung fand ich diese Studie auch interessant:

    Pornos und Vergewaltigung

    The arrival of the internet caused a large decline in both the pecuniary and non-pecuniary costs of accessing pornography. Using state-level panel data from 1998-2003, I find that the arrival of the internet was associated with a reduction in rape incidence. While the internet is obviously used for many purposes other than pornography, it is notable that growth in internet usage had no apparent effect on other crimes. Moreover, when I disaggregate the rape data by offender age, I find that the effect of the internet on rape is concentrated among those for whom the internet-induced fall in the non-pecuniary price of pornography was the largest – men ages 15-19, who typically live with their parents. These results, which suggest that pornography and rape are substitutes, are in contrast with previous laboratory studies, most of which do not allow for potential substitutability between pornography and rape.

    Dort heißt es:

    the results suggest that a 10 percentage point increase in internet access is associated with a decline in reported rape victimization of around 7.3%

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