Sexismus in der Bundeswehr?


Glaube ich sofort. Wenn ich zurückdenke, und mir überlege, was ich mir so alles als Abiturient anhören durfte, würde es mich wundern, wenn das nicht so wäre.
Schauen wir uns mal an, wie so eine Grundausbildung funktioniert.
Menschen, die sich noch nie vorher gesehen haben, werden in eine Gruppe geschmissen. Und das nicht nine to five, nein, die ersten paar Wochen 24/7. Das mag in einem Ferienlager, in dem man Spass hat noch einigermassen glimpflich ablaufen, die Grundausbildung zielt aber darauf ab, an seine Grenzen und darüber hinaus zu gehen. „Spass“ hatte da keiner von uns. Da wird auch ganz gezielt auf Gruppendruck gesetzt. Ein Typ hat seinen Spind nicht aufgeräumt? Oh schade eure Stube ist nicht sauber, ich komm morgen wieder und gugg’s mir nochmal an. Wie, heute ist Freitag und ihr wolltet nach Hause? Nicht mein Problem. Die normalen Storming-Norming-Performing Gruppenphasen werden durchlaufen, und das Storming da ist heftiger, als alles, was ich bislang so erlebt habe.
Dumme Sprüche ob irgendeiner Eigenschaft? Das muss ein Soldat, dem bald Kugeln um die Ohren fliegen, schlicht abkönnen. Das Ding war echt hart. Nach der Spezialgrundausbildung hatten wir uns dann aber zusammengerauft. Leute, die ich normal nichtmal mit der Beisszange angefasst hätte, waren aufeinmal Menschen, denen ich blind vertraut habe.
Das ist keine Ausrede für sexuelle Nötigungen, das geht in einer rechtsstaatlichen Streitkraft natürlich nicht. Aber das Ding nun bitte nicht so aufziehen, dass die Storming-Norming Phasen unterdrückt werden. Die sind, gerade in Gruppen, die im Zweifel ihr Leben füreinander einsetzen, unabdingbar.

3 Gedanken zu „Sexismus in der Bundeswehr?

  1. „Leute, die ich normal nichtmal mit der Beisszange angefasst hätte, waren aufeinmal Menschen, denen ich blind vertraut habe.“

    War selber nicht beim Bund, aber ich denke, das ist wie in der Serie „The Pacific“ oder war es „Band of Brothers“. Da sagt auch jemand das er dem Mann neben sich blind vertraut, weil er weiß, das der die gleiche hart Ausbildung hinter sich hat wie man selbst.

    • hmm.. die ausbildung an sich ist es eher nicht. es ist mehr der scheiss, den man zusammen mitgemacht hat. von „wir tragen 120kg rohre zu zweit ein paar mal um den block und legen sie an der gleichen stelle wieder ab“ über wir putzen 4h lang unser gewehr, wohl wissend, dass man immernoch dreck finden wird, über wir saufen uns die hucke voll, schliessen uns in der dusche ein, stopfen abfluss und tür zu und lassen wasser rein, bis wir gemütlich drin sitzen und verbringen den nächsten tag im bau… alles dabei…
      ich glaube schon, das sowas gezielt eingesetzt wird, um ein verschworenes team zu bilden.
      Full Metal Jacket treibt das auf die spitze, aber der ausbildungsteil ist gar nicht so sehr von meinem erleben entfernt

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