Die Piraten


Es muss so 2008 rum gewesen sein, als ich mich zum ersten Mal mit den Piraten beschäftigt habe. Ein neuer Politikansatz. Endlich eine Partei, für die das Internet nicht nur #neuland war. 2009, Zensursula. Da traten dann ein paar meiner Freunde in die Piratenpartei ein, ich nicht, sympatisierte aber durchaus. Dann kam eine Bundestagswahl 2009, die Piraten hatten 2% erreicht. Meine Stimme bekamen sie nicht, da abzusehen war, dass sie es nicht in den Bundestag schaffen werden, da blieb ich bei der FDP.

Ich glaube, die Kernwähler der Piraten waren Menschen wie ich. Nerds, Geeks, Menschen, die Bürgerrechte und vor allem Freiheit für das Maß aller Dinge hielten.
Plötzlich war da Erfolg. Jeder, der irgendwie in die Politik wollte, sah mit den Piraten seine Chance gekommen. Nazis, Antifas alle sprangen auf den Zug auf, klassische Protestpartei. Thauss fand ich befremdlich, aber hey, es gilt die Unschuldsvermutung, deswegen, passt. Mir wurde erzählt, dass an einem Vollprogramm gearbeitet wird. Dann kam plötzlich das Grundeinkommen auf. Das ist nun nichts, womit ich etwas anfangen kann, damit waren die Piraten für mich nicht mehr wählbar. Dennoch, viele Positionen waren die meinen.
Kurz darauf haben sich die Piraten, aus welchen Gründen auch immer öffentlich demontiert. Ponader? Ein Alptraum. Ich könnte hier noch eine ganze Weile weiterschreiben, das Feminismuszeug, da hatte ich schon darüber geschrieben.
Nun also #bombergate.
Woran liegt die Demontage einer eigentlich so geilen Idee wie die der Piratenpartei? Meine Meinung: Die Piraten hatten keinen Wertekanon, auf den sie sich verständigt haben. Ein Grundgerüst von Werten, wer diese nicht mitträgt, braucht nicht in die Partei. Dann gab es keine kompetente Führung. Es gibt Situationen, wo der Schwarm eben nicht weiterkommt. So ehrenwert es sein mag, seinen Parteivorsitzenden ehrenamtlich zu lassen wollen… Das ist ein Vollzeitjob, den muss man bezahlen.
Wenn ich sowas lese oder das Nichteinschreiten der Parteiführung, wenn Mitgliedern von Mitgliedern mit Mord gedroht wird, der ewige Nazivorwurf an Andersdenkende.
Liebe Nochpiratenparteimitglieder ihr mögt mit eurer Partei nichts mehr erreichen können, aber ihr hattet wirklich gute Ideen. Eine Teilung in 2 neue Parteien halte ich nicht wirklich für erfolgversprechend, aber da waren so viele gute Ideen, lasst die nicht sterben. Wechselt in andere Parteien, die euch am nächsten stehen. Ich bin relativ frisches FDP Mitglied, hier ist einiges im Umbruch und ich glaube, man kann hier Dinge bewegen. Geht zu Linken, zu den Grünen, aber macht weiter Politik. Zusehr sind die etablierten Parteien ausgestorben und von normalen Menschen entfernt. Wenn es einen Verdienst der Piraten gibt, dann war es der, junge Menschen zum Mitmachen in der Politik zu bewegen. Ich bin, mit knapp 40 einer der Jüngsten in meinem Kreisverband. Hört nicht auf. Macht weiter!

9 Gedanken zu „Die Piraten

  1. Der Schläfer erwacht:
    http://static.piratenpartei.de/

    Sehen wir ein Licht am Ende des Tunnels…oder doch nur einen unbedeutenden Funken.

    Die Hoffnung stirbt zu letzt, aber eigentlich hab ich diese Partei schon abgeschrieben.

    So Tom, übernimm mit deinem Charm mal eben die FDP und forme daraus eine wirklich liberale Partei, die sich für die Rechte und den Schutz der Freiheit ALLER Menschen einsetzt und die Bevölkerung nicht überwachen will oder der Willkür von Aktienunternehmen überlässt. Und wenn du das geschafft hast, blogge darüber…. xD

    Aber wenn du morgen schon was anderes vor hast, ist auch nicht schlimm.

      • „Die Aktienunternehmen als das Böse an sich sehe ich aber nicht wirklich…“
        Ja, keine Ahnung, hab nur manchmal das Gefühl, dass es bei Aktienunternehmen nur um Aktionäre geht und Mitarbeiter und Kunden eher als notwendiges Übel angesehen werden.
        Mir wäre es wichtig, dass die Politik mal grundlegend über den Kapitalismus nachdenkt und sich Konzepte überlegt, wie man verhindern kann das immer mehr Menschen trotz Vollzeitarbeit ärmer werden. Ich weiß, uns geht es hier verdammt gut, aber muss man erst was ändern, wenn es uns so schlecht geht wie anderen. Die Reichen werden reicher und die Armen ärmer, das nimmt schon groteske Züge an. In Indien haben irgend wie 8 Leute genausoviel Geld oder Besitz wie ca. 1.3*10^9 – 8 Menschen im restlichen Land. Und die wissen ja auch nicht mehr wohin damit. Das liegt dann auf der Bank und damit nicht in Reichweite von anderen ärmeren Menschen. Würde die das alles auch mal investieren… Naja, einen staatlichen Umverteilungsstaat will ich auch nicht, Leistung muss sich auszahlen, man sollte die nur vielleicht mal neu bewerten.

        • Erstmal sind wir hier nicht in Indien, das vorab. Der reine Kapitalismus (und ich glaube, in Indien herrscht etwas, das dem sehr nahe kommt), führt wahrscheinlich tatsächlich zu einem Aufstand, wie ihn Marx prophezeit hat. Wir sind davon jedoch weit entfernt. Wir leben hier in einer sozialen Marktwirtschaft, unser Wohlstand hat sich stetig erhöht. Auch der der Ärmsten. Schaut man sich die Kaufkraft eines Sozialhilfeempfängers in den 60ern und die eines Hartz4 Empfängers heute an, so steht der Hartz4 Bezieher deutlich besser da.
          Ich arbeite seit 17 Jahren in AGs. In kleineren, ja, aber ich wurde immer gut behandelt. Ja, ein Unternehmen, egal ob Personen oder Kapitalgesellschaft muss Gewinne erwirtschaften. Bei AGs, bzw börsennotierten AGs ist der Druck größer. Das kommt daher, dass sich die AG Geld von anderen Leuten geliehen hat. Ohne die Möglichkeit der Kapitalaufnahme an den Börsen, gäbe es viele Unternehmen schlicht nicht. Es finge sogar bei den VC Gebern an, wenn die keine Möglichkeit hätten, aus ihrem Invest später bei einem Börsengang nicht zu Geld zu machen, wären viele Unternehmen schlicht nicht vorhanden.
          Meine ersten 9 Jahre habe ich bei der 1&1 gearbeitet (zuerst bei ner GmbH, die dann von der 1&1 gekauft wurde). Ich wurde recht schnell Abteilungsleiter von 120 Leuten, mein Gehalt betrug 4000 Mark im Monat. Ohne die Aktienoptionen, die ich bekam und 5 Jahre später vielleicht einlösen hätte dürfen (das war an bedingungen geknüpft, das letzte jahr sah es so aus, als wäre das ding das papier nicht wert), wäre das für den Job schlicht lächerlich gewesen.
          Als ich die dann einlösen durfte, traf mich etwas der Schlag. Ich habe die variante gewählt, dass die firma die hälfte der aktien verkauft, die andere hälfte in mein depot kommt. Ich musste für die aktien bischen was zahlen (wieviel genau weiss ich nicht mehr, ich meine 1 Euro pro stück, wert waren sie aber 9oder so). Ich dachte, hey, hälfte verkauft, kaufst dir n auto das nicht schon 13 Jahre alt ist. Die gehaltsabrechnung war dann… überraschend. Da wo normal stand „betrag xy wurde überwiesen“ stand „bitte überweisen sie 4000 Euro“ ungefähr die Hälfte des Geldes ging an den Staat. Noch mehr umverteilen? wirklich?
          Ich bin damals ein echtes Risiko eingegangen, habe mein Studium geschmissen, habe deutlich weniger verdient.. ich hatte Glück.
          Oder wäre es nicht viel sinnvoller, die richtigen sachen zu machen? Dinge wie die Kohlesubvention einstellen?
          Ich glaube, Arbeit ist genug besteuert, da sollte nix mehr oben drauf. Ich würde dinge wie die pendlerpauschale abschaffen und dafür die steuern eher senken. Das vermögen zu besteuern finde ich auch nicht falsch, aber ich glaube, das kann ein land alleine nicht.

        • Das sind weniger die Aktionäre vor denen Gebuckelt wird sondern die Banken die zwischen Aktiengesellschaft und Aktionär geschaltet sind und sozusagen als Großaktionär im „Auftrag“ ihrer Kunden auftreten (auch wenn die Kunden nie so einen Auftrag erteilt haben)

  2. Das Grundeinkommen ist für mich _nur_ begrüßenswert, wenn der Sumpf aus staatlichen/halbstaatlichen Agenturen/Centern/Vereinen/Jobcentern/Arbeitsämtern, die Menschen eigentlich nur in Dauermaßnahmen stecken, komplett gestrichen wird und das GE aus _diesen_ Geldern finanziert wird.

    Sonst unterschreibe ich deinen Beitrag gerne.

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