Geschlechterfronten


Im Feminismus geht es oft um die Benachteiligungen der Frauen, der Maskulismus hält mit den Benachteiligungen der Männer dagegen. Gefordert werden geschlechtsspezifische Förderungen, um die Ungleichheiten zu beseitigen.
Warum sollte es Matheförderprogramme nur für Mädchen geben? Warum Leseprogramme nur für Jungs? Fast überall wird coedukativ unterichtet, auch im Förderunterricht. Warum nicht auch Förderprogramme und Hilfsangebote für alle, die es nötig haben?
Deine Karriere stockt, obwohl du mehr willst? Vielleicht einen Karrierecoach, der da mal Anspruch, Wirklichkeit und Möglichkeiten sondiert? Wer in einen Aufsichtsrat will, kann sich so einen locker leisten. Gerade die letzten Jahre, als der Druck auf die Unternehmen zunahm ist das für Frauen wohl relativ einfach gewesen.

Ich finde es erschreckend, wie oft das Geschlecht zu einem Qualifikationsmerkmal gemacht wird. Das bildet Fronten, wo gar keine waren.
Ein Beispiel von mir. Vor der Brüderle Affäre haben mich die Namen von Journalisten nullstens interessiert. Plötzlich habe ich aber darauf geachtet und mir kamen Dinge in den Kopf „Typisch Frau“ oder „Oha, ganz ausgewogen für eine Frau“ WTF? Das habe ich wieder abgelegt, war aber echt eine ganze Weile so. Keine einzige Frau in meinem Umfeld hat mitaufgeschrien, warum habe ich da auf einmal, die Welt in Mann und Frau geteilt?
Wenn ich irgendeiner Frau die Geschichte mit der Definitionsmacht erzählt habe, sind die aus allen Wolken gefallen. Einer, feministisch versierten fiel der eine Fall ein, aber dennoch war ihr die Unschuldsvermutung wichtiger. Wenn man Frauen auf Kampagnen wie „Stoppt Gewalt gegen Frauen“ aufmerksam macht, dann finden die das auch immer ungerecht.

Ich unterscheide mich von ganz vielen, die auf der Männerseite bloggen darin, dass ich ganz gerne in der (modifizierten) männlichen Rolle lebe. Ich bin gerne der Haupternährer meiner Familie, ich habe meinen ganzen Werdegang darauf ausgerichtet, für mehr als nur mich sorgen zu können. Natürlich koche ich mehr als meine Frau, ich kümmere mich gerne um meine Kinder. Klar stelle ich mich vor meine Familie wenn ein großer Hund angerannt kommt, natürlich gehe ich raus, wenn sich irgendwer in unseren Garten verirrt. Ich fand noch nicht einmal die Wehrpflicht nur für Männer schlimm.
Schlimm finde ich, wenn die eine Seite die Schuld für eigenes Leid ausschliesslich der anderen Seite gibt. Das hat es im Maskulismus wie auch im Feminismus. Die einen verurteilen das „Patriachat“, die anderen den „Staatsfeminismus“. Auch wenn es sicherlich Bereiche gibt, in denen das eine oder andere als Erklärung taugt, ganz sicher taugt das nicht, für alles was schiefläuft.

Meist spielen bei politischen Entscheidungen aber die lustigsten Dinge zusammen. Nehmen wir Frauenhäuser. Bei dem einen Politiker bedienen die schlicht den Beschützerinstinkt, bei den anderen eine notwendige Massnahme für alle Frauen, die sowieso unterdrückt werden (ich halte Schutzräume für jeden Menschen, der Opfer von Gewalt wurde sinnvoll). Männerhäuser? Genau das gleiche. Die einen verneinen, dass es Gewalt gegen Männer überhaupt geben kann, die anderen denken, ein Mann sollte Mann genug sein, um sich selbst zu helfen. Bei fast jeder Benachteiligung des Mannes spielen Alphamänner und der Feminismus auf der der gleichen Seite, wenn auch aus sich ausschliesenden Gründen.

Und nun auch ich. Ich schreibe ja selbst fast nur gegen den Feminismus an. Man könnte sagen, gegen die Auswüchse des Feminismus, aber ich glaube, auch wenn ich mit gemäßigten Feministen durchaus zivilisierte Diskussionen führen kann, werden wir uns nie einig werden, da Schuldzuweisungen auf das allmächtige „Patriachat“ genausowenig wie das allmächtige „Kapital“ in mein Wertemuster passen. Mir ist alles zuwider, was mich persönlich aus der Verantwortung für mein Handeln nimmt. Auf der Welt gibt es ungleiche Chancen, das ist fraglos und auch kritik- und eingreifwürdig. Anfänge gibt es da, und jeder kann seinen Beitrag leisten (Fairtrade, Kinderpatenschaften etc.). Unser gesellschaftliches System in Deutschland halte ich jedoch für eines, das durchaus in Ordnung ist.

7 Gedanken zu „Geschlechterfronten

  1. Hallo Tom
    mag sein dass ich was übersehe, aber sagtest du nicht, dass du in deinem Artikel Dinge aufgreifst, die Robin und ich auch thematisieren? Welche konkret meinst du?

    • nope. ich habe geschrieben, dass was drin vorkommt, was robin schreibt:
      „Tom, dich meine ich nicht damit, mit dir hätte ich mir ein Projekt vorstellen können. Wir sind oft nicht derselben Meinung, aber das ist hier nicht der Punkt. Du hast Qualitäten, die ich eigentlich als nicht besonders erwähnenswert empfinde (eine gewisse Grundehrlichkeit, fehlende Verbitterung, die Bereitschaft, die eigene Position zu überdenken), die aber in der Geschlechterdebatte im Netz den meisten völlig abgeht.“
      Noch seid ihr zwei unterschiedliche, oder? Es ging mir da um Verbitterung und alleingueltige feindbilder..

  2. Bin ich altmodisch, weil ich das mit dem „der Mann will Hauptverdiener sein“ gut bzw. okay finde? Mein Freund ist auch so. Es wirkt manchmal wie eine Last auf seinen Schultern, in Zukunft für unsere (zukünftige) Familie sorgen zu müssen. Ich verspüre diese Last nicht und auch nicht den unbedingten Drang, selbst Hauptverdiener sein zu müssen. Bin ich dadurch anti-emanzipiert?

    Mich nerven Feministinnen meistens, weil sie überhaupt nicht kompromissbereit erscheinen. Wie, ich soll kochen und die Wäsche machen? Sehr alle mal her, mein Mann unterdrückt mich, Skandal! Tja, aber wollt ihr hungern und in dreckigen Klamotten herumlaufen, nur weil er einen Job hat und du nicht?^^

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