Schnieptröte Wort des Jahres 2016


Wie ich gerade hier laß, wurde dieses Jahr endlich einmal ein echtes Wort zum Wort des Jahres gewählt:

„Schnieptröte“ ist das Wort des Jahres 2016. Die Jury wolle damit das Augenmerk auf die Notwendigkeit einer „liebevollen Aus­einan­der­setzung“ richten, begründete die Gesellschaft in Deutscher Sprache (GidS) die Wahl auf ihrer Website.

Das Kunstwort „Schnieptröte“ verweise darauf, dass in politischen und gesellschaftlichen Diskussionen heute positive Emotionen immer wichtiger würden. „Immer größere Bevölkerungsschichten sind in ihrem Widerwillen bereit, zu hetzen und zu beleidigen. ‚Schnieptröte‘ setzt dieser Entwicklung eine sanfte, ja liebevolle Form der Herabwürdigung entgegen“, heißt es in der Begründung der GidS.

Nicht nur ist es wirklich im alltäglichen leben verwendbar, nein, es würdigt auch die Lebensleistung von Nadja Herrmann.
Fans von Nadja „Erzählmirnix“ Herrmann hoffen nun natürlich wieder, dass ein erneuter Eintrag zu ihr bei Wikipedia nicht wieder mangels Relevanz gelöscht wird.

Die neuen Gegner des Feminismus


Was war die Welt früher einfach. Feministen kämpften gegen Ungleichbehandlung, Gegner des Feminismus wollten die Frauen in der Küche, Kirche und bei den Kindern haben. Gleichberechtigung? Bloß nicht. Feministen konnten sich hinstellen, und jeden Kritiker als Emanzipationsfeind bloßstellen. Selbst der Vorwurf des Frauenhasses war oft richtig. Weiterlesen

Frauen als Hauptverdiener


Heute im Spiegel

KarriereSPIEGEL: Frau Müller-Münch, in Ihrem Buch „Sprengsatz unterm Küchentisch“ geht es um Frauen als Hauptverdiener der Familie. Die Große Koalition hat eine Frauenquote für Aufsichtsräte vereinbart. Hilft das auch Frauen in anderen Führungspositionen?

Müller-Münch: Selbstverständlich. Langfristig werden Frauen in den Chefetagen die Atmosphäre in den Unternehmen verändern. Und zwar so, dass sich nicht mehr nur Männer hier wohlfühlen. Sondern auch gut ausgebildete Karrierefrauen, die dennoch gern Kinder und Familie hätten und dafür das entsprechende Umfeld brauchen. Die anders Entscheidungen treffen, anders auftreten, anders miteinander umgehen, als dies Männer tun. Aber dass Frauen bislang oft im oberen Management aufgeben, ist kein Wunder: Die Arbeitszeiten sind nicht auf Familien zugeschnitten. Frauen in Spitzenjobs haben meist niemanden zu Hause, der dafür sorgt, dass abends das Essen auf dem Tisch steht.

Hmm. Frauen geben also im oberen Management auf, weil die Arbeitszeiten zu lange sind. Weil bei uns Karriere eben auch durch Mehrarbeit für die Firma verdient wird. Ich habe, in meinen jungen Jahren recht viel für meine Firma und meine Karriere getan. Ich habe das gerne gemacht, habe eine recht steile Karriere hingelegt. Weiterlesen

Frauenhäuser nur ein Symbol?


Vorab: Als ich so 12 Jahre alt war hatte meine Mutter einen Alkoholiker als Freund (Vater meines Bruders), der zwar nie wirklich brutal gewaltätig wurde, aber schoin gedroht hat und mich und meine Mutter schon einmal gut geschubst hat, daher weiss ich, wie es ist, sich hilflos und bedroht zu fühlen.
Ich finde Frauenhäuser eine gute Sache. Wer Gewalt durch ein Geschlecht erfährt, das tendentiell auch noch körperlich überlegen ist, dem tut so ein Schutzraum sicherlich gut.
Warum ist sowas dann ein Reizwort? Weil es keine vergleichbare Angebote für Männer gibt? Ich glaube nicht.
Es geht schlicht darum, dass immer und immer wieder kontrafaktisch behauptet wird, dass Männer immer die Täter und Frauen immer die Opfer sind. Erster Link bei einer Googlesuche gegen Häusliche Gewalt
Nicht ein Treffer findet sich auf der ersten Seite, Weiterlesen

Frankreich stimmt über ein neues Prostitutionsgesetz ab


Heute im Spiegel
„Frauen, die ihren Körper anbieten, sollen künftig nicht mehr bestraft werden – dafür aber Kunden, die das Angebot annehmen“
Die Logik dahinter wird sich mir nie erschliessen. Ich halte es ja generell für falsch, Prostitution unter Strafe zu stellen. Aber den Verkauf zu erlauben, den Kauf aber nicht.. Wofür ist das gut? Auf der einen Seite, klasse, dass Prostituierte nicht mehr bestraft werden (was auch immer der Tatbestand des „Kundenfangs“ ist). Aber der Kunde? Wie kann das gerecht sein? Wenn Geld gegen Sex falsch ist, wie kann dann Sex gegen Geld ok sein? Man stelle sich vor, der Verkauf von Drogen wäre legal, der Konsum aber nicht..
Was erhofft sich das französische Parlament davon?

„Das ist ein Vorstoß zur Abschaffung der Prostitution“,

Bringen wir den Freiern bei, dass es falsch ist, Sex zu kaufen, lassen das Angebot aber legal. Wenn sie es ersteinmal gelernt haben, dem Angebot zu widerstehen, dann fehlt ihnen später das Angebot nicht mehr.
Warum sollte eine umtriebige Prostituierte auch nicht auf die idee kommen, nach getaner Arbeit in Erinnerung zu rufen, dass sich Freier nun strafbar gemacht hat, und ihr Schweigen 100Euro teuer ist?
Die einzige Rechtfertigung für ein solches Gesetz wäre die: Die Frauen will man nicht bestrafen, weil sie ja Opfer einer Notlage sind. Durch die Bestrafung der Freier hofft man, dass der Markt kleiner wird, somit die Prostitution weniger. An der Notlage, dem Grund, warum sich jemand prostituiert hat man nix getan, aber wenigstens sieht man es nicht mehr. Die Frauen sollen doch bitte in ihren Heimatländern verhungern, sich in einem anderen Land prostituieren, oder sonst wie schauen, dass sie klarkommen. Ziemlich heuchlerisch.

Don’t call me white


Ein Song, den ich durchaus gerne mag: NOFX Don’t call me white

The connotations wearing my nerves thin
Could it be semantics generating the mess we’re in?
I understand that language breeds stereotype
But what’s the explanation for the malice, for the spite?

Die unterschwelligen Bedeutungen gehen mir auf die Nerven,
Kann es sein, dass die Wortbedeutungslehre die ganze Scheisse in der wir uns befinden überhaupt erst erzeugt?
Ich verstehe, dass Sprache Klischees hervorbringt,
aber was ist die Erklärung für die Böswilligkeit, für die Verachtung?

I wasn’t brought here, I was born
Circumsized, categorized, allegiance sworn,
Does this mean I have to take such shit
For being fairskinned? No!
I ain’t a part of no conspiracy,
I’m just you’re average Joe.

Ich wurde nicht hergebracht, ich wurde hier geboren.
Beschnitten, einsortiert, den Treueeid abgelegt.
Muss ich mir deshalb den Scheiss anhören?
Weil ich weisse Haut habe? Nein!
Ich bin kein Teil einer Verschwörung,
Ich bin nur ein durchschnittlicher Ami

Don’t call me white, Don’t call me white
Represents everything I hate,
The soap shoved in your mouth to cleanse the mind
The vast majority of sheep
A buttoned collar, starched and bleached
Constricting veins, the blood flow to the brain slows
They’re so fuckin‘ ordinary white

Nenn mich nicht weiss.
Es steht für alles, dass ich hasse,
die Seife, die dir in den Mund gestopft wurde um deine Gedanken zu reinigen,
Ein zugeknöpfter Kragen, gestärkt und gebleicht,
schnürt die Adern ab, verlangsamt den Blutfluss ins Gehirn.
Die sind so scheisse gewöhnlich weiss.

We’re better off this way
Say what you’re gonna say
So go ahead and label me
An asshole cause I can
Accept responsibility, for what I’ve done
But not for who I am

Es ist besser so
Sag was du willst,
Bezeichne mich ale ein Arschloch,
weil ich Verantwortung dafür übernehmen kann, was ich getan habe,
aber nicht für das was ich bin.

Imho ein sehr schöner Text. Naja, die sind nicht der „average joe“, ich glaub, das Lied zeigt das recht deutlich.

Privillegienverzicht


Wenn man sich ein bischen mit dem Feminismus beschäftigt, bekommt man recht schnell mit, dass man als weisser heterosexueller Mann von Geburt an mit Privillegien überschüttet wird. Ich mag nun auf den Sinn oder Unsinn gar nicht eingehen.

Hier mal ein paar Privillegien, die auch eine besondere Gruppe von Menschen hat, der ich auch angehöre. Menschen, die ein Aufenthaltsrecht in Deutschland haben, oder noch eingegrenzter: Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft.Ich habe ja eine Weile auf den Philippinen gelebt. Man merkt da recht schnell, wie vieles man als gegeben hinnimmt, was aber keineswegs überall so ist.

Nehmen wir mal den deutschen Pass. Mit dem kann man quasi problemlos in jedes beliebige Land einreisen. Wenn ich nach Hong Kong will, setze ich mich in einen Flieger, fülle drinnen einen Zettel aus, bekomm nen Stempel in den Pass und das war es. Ein Philippino? Der fängt zwei Monate vorher an, sich um ein Visum zu kümmern. Da muss er begründen, was er da will und glaubhaft machen, dass er auch wieder zurückfliegt. Ein Visum für einen Besuch in Deutschland? Beinnahe unmöglich. Nicht, wenn man nicht zumindest einen Topjob hat, Kinder, die nicht mitkommen, allzu jung sollte man nicht sein.

Rechststaat auch das eine Sache, die man gerne als selbstverständlich annimmt. Ah, nein, bei uns wird ja das Recht verdreht und man ist der Staatsgewalt hilflos ausgeliefert. Klar, es gibt die Fälle unbegründeter Polizeigewalt, auch Korruption gibt es bei uns. Aber das ist kein Vergleich. Wenn mich auf den Philippinen die Polizei angehalten hat, dann hat mich das immer Geld gekostet. Ganz ohne Strafzettel natürlich. Als Weisser zahlte ich etwas mehr als ein Philippino, die $10 taten mir nicht wirklich weh, aber das erschüttert doch ne ganze Menge Vertrauen. Korruption auf den Philippinen ist allgegenwärtig.

Medizinische Versorgung wie gut die hier bei uns ist, ist glaube ich keinem bewusst. Ein paar Episoden aus meiner Philippinenzeit. Mein erstes Erlebnis: Fieber am Wochenende. Also ins Krankenhaus. Als guter Expat hat man sich natürlich vorher die besten Adressen rausgesucht. Im Wartesaal angekommen, liegt ein Mann mit einem offenen Beinbruch auf einer Bahre. Beisholz im Mund. Familie kann sich das Schmerzmittel nicht leisten. $13. Ich hab bezahlt, er hat das Opiat bekommen. Geht ja noch, denk man sich so. Ein Erlebnis, dass ich nie vergessen werde, ist ein alter Mann, vor einer Apotheke sitzend, heulend. Ich frag ihn was los ist. Er: meine Frau hat eine Lungenentzündung und muss sterben, weil ich kein Geld mehr für das Antibiotikum habe. Er zeigt mir das Rezept $10.
Einer der Leute, die bei mir arbeiteten (damals hat das noch eine philippinische Firma in unserem Auftrag gemacht, ich hab die Leute nur ausgewählt und trainiert) wurde von einem Hund gebissen. Tollwut ist da sehr verbreitet. Er war beim Arzt, aber da er erst 4 Monate gearbeitet hat, die Krankenversicherung erst nach 6 Monaten beginnt, waren die $500 für den Impfstoff nicht bezahlbar. Tollwut ist tödlich. Hier verschwendet da keiner einen Gedanken daran. Der Mindestlohn lag dort bei 90 Euro/Monat. Und es wurde nicht mehrheitlich der Mindestlohn verdient.

Ich könnte noch eine ganze Weile weiterschreiben. Meinungsfreiheit, Bildung, staatliche Versorgung (Sachen wie Hartz4 konnten meine MItarbeiter schlicht nicht glauben, auch war es völlig utopisch anzunehmen, es könnte mehr als 10 Tage bezahlte Krankenfehlzeit im Jahr geben).

Ja, ich lebe ein sehr privillegiertes Leben. Aber das macht sich nicht daran fest, dass ich mein Tshirt ausziehen oder meine Frau in der Öffentlichkeit küssen kann. Privillegienverzicht? Hilft es jemand in Russland, wenn ich auf mein Recht auf freie Meinung verzichte? Kaum, oder? Hier in Deutschland von „menschenunwürdigem Sozialsystem“ zu reden, halte ich für eine sehr weltfremde sicht der Dinge. Die „Unternehmen, die hier nur Hungerlöhne zahlen“, da hatte ich eine Diskussion mit einem, der anschliessend sein LG Handy zückte. Ein Arbeiter in China verdient kaum mehr als $100, dass in Deutschland keine Handys produziert werden, liegt nicht an den Unternehmen, es liegt an uns Verbrauchern mit unserer Geiz ist geil Mentalität. Selbst das Fairphone (hoffentlich kommt meins bald) wird nicht hier, sondern in China produziert. Zwar dort fair, aber hier zu produzieren würde schlicht jeden Preis sprengen. Was macht einen deutschen Arbeitslosen eigentlich soviel wertvoller als einen philippinischen? Der Deutsche muss sich immernoch keine Sorgen um sein Essen machen, sich keine Slumhütte zimmern, keine Sorge haben, dass etwas, das mit Amoxycillin behandelbar ist zu seinem Tode führt.